
Herr Schäfer, die Themen Lieferengpässe, Versorgungssicherheit und Preisanstieg beim Erdgas stehen seit vielen Wochen im Fokus der Europa- und Bundespolitik und oft auch an erster Stelle in den Nachrichtensendungen. Wie ist die Stadtwerke Suhl/Zella-Mehlis GmbH bislang mit dieser problematischen Situation umgegangen?
Tino Schäfer: Die SWSZ GmbH hält in einem schon seit Mitte Juni 2021 andauernden schwierigen Marktumfeld seit vielen Monaten ihre Preise für Privat- und Kleingewerbekunden im Bereich Strom und Erdgas stabil. Beim Erdgas sind sogar seit fast zwei Jahren unsere Preise trotz drastisch gestiegener Beschaffungskosten unverändert geblieben. Im wettbewerblichen Vergleich mit anderen Anbietern hat die SWSZ GmbH mit die günstigsten Strom- und Erdgaspreise. Allerdings nehmen wir nach wie vor keine Kunden von außerhalb unseres Grundversorgungsgebietes auf.Kann denn die SWSZ GmbH mit Blick auf die belastenden äußeren Faktoren ihre Erdgaspreise weiterhin stabil halten?
Tino Schäfer: Leider ist uns das nicht mehr möglich - und so werden sich auch unsere Erdgas-Preise zum 1. Oktober 2022 deutlich nach oben entwickeln. Die Gründe hierfür liegen in der durch den Gesetzgeber neu geschaffenen Umlagen-Thematik zur Gasspeichersituation und zur Rettung der von Preissteigerung betroffenen Gasimporteure. All diese Parameter sind oder werden preisbildende Bestandteile. Zudem wirken auch bei uns mittlerweile die drastisch gestiegenen Bezugskosten für noch zu beschaffenden Energiemengen an den Energiehandelsmärkten negativ.
In welcher Größenordnung wird sich die Preisanpassung beim Erdgas bewegen?
Tino Schäfer: Unter all diesen Gesichtspunkten betrachtet, führt die Situation zu einer Preissteigerung. Im Durchschnitt aller unserer Gasprodukte, incl. der teureren Grund- und Ersatzversorgung, werden die Preise von 7,16 Cent/kWh (Brutto) auf 13,23 Cent/kWh (Brutto) steigen. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 20.000 kWh/a bedeutet das ca. 100 € pro Monat Mehrbelastung für unsere Kunden. Darüber hinaus sei positiv erwähnt, dass wir unsere Grundpreise weiter konstant halten. Im Wettbewerbsumfeld betrachtet liegen wir auch nach dieser unumgänglichen Preisanpassung immer noch deutlich unter den Preisen vieler anderer Wettbewerber. Hier finden sie auf den Vergleichsportalen bei den Erstplatzierten Anbietern Bruttopreise zwischen 20-30 Cent/kWh, zuzüglich Grundpreis.
Hat die Preisanpassung Erdgas auch Auswirkungen auf Ihre Wärmepreise?
Ja, diese Kostensteigerung wird im Zuge der Wärme, die wir mit Erdgas erzeugen, auch Auswirkungen auf die Wärmepreise haben. Dies wird auch zu Differenzen zwischen den Preisen auf dem Döllberg, wo 100% Erdgas eingesetzt werden und dem restlichen Versorgungsgebiet führen, wo noch ca. 20% Erdgas zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden, da die RABA nicht 100% der Wärme liefern kann.
Und wie ist die Tendenz beim Strom?
Tino Schäfer: An dieser Stelle können wir neben der Grundpreisstabilität im Erdgas eine weitere positive Nachricht vermelden, dass unsere Strompreise für Privat- und Kleingewerbekunden vorerst stabil bleiben. Kostendämpfend wirkt ebenfalls die Senkung der Strompreise zum 01.07.2022, aufgrund des Wegfalls er EEG-Umlage. Allerdings müssen sich auch unsere Kunden auf Preissteigerungen für das Jahr 2023 beim Strom und beim Erdgas einstellen. Unserer regionalen Verantwortung bewusst, werden wir diese Anpassungen sorgsam abwägen und nur jene Kostensteigerungen weitergeben, die nicht durch die SWSZ GmbH zu kompensieren sind.
Begriffe zu diesem Thema kurz erklärt:
Die Gasspeicherumlage dient der Sicherstellung der Kosten zur Versorgungssicherheit mit Blick auf die Füllstandsvorgaben für die Gasspeicher.
Die Gasbeschaffungsumlage ist ein Mechanismus, mit dem die Kosten für eine kurzfristige Gasersatzbeschaffung, die Gasimporteuren entstehen, ausgeglichen und umgelegt werden können.
Bild oben: SWSZ-Geschäftsführer Tino Schäfer
Text: Steffi Seidel, Freie Journalistin, Suhl
Fotos: Norbert Seidel