Warum senken wir als Stadtwerke Suhl/Zella-Mehlis GmbH (SWSZ) nicht die Preise?
Wie haben sich die Beschaffungspreise für Energie nach den Höchstständen im Jahr 2022 entwickelt?
Die Beschaffungspreise am Handelsmarkt haben sich mit Blick auf die Höchststände entspannt und es ist etwas Ruhe in den Markt gekommen. Wenn man betrachtet, dass beispielsweise der Gaspreis an der Börse Mitte 2021 von ca. 2 Cent pro Kilowattstunde auf über 20 Cent gestiegen ist und jetzt für das Jahr 2024 bei etwa 6 Cent liegt, kann man die Turbulenzen ungefähr erahnen, die von der Energiekrise und den Folgen des Ukraine Krieges ausgelöst wurden.
Jetzt scheint sich die Lage auf dem Markt etwas beruhigt zu haben, obwohl in den letzten Tagen durch mögliche Streiks auf Australiens LNG-Anlagen bedingt wieder deutlich steigende Energiebeschaffungspreise zu sehen sind. Aktuell muss man hierzu immer noch festhalten, dass selbst der Handelspreis von ca. 6 Cent, der für Erdgas derzeit für das Jahr 2024 aufgerufen wird, immer noch dreimal so hoch ist wie Mitte 2021 – also noch vor dem Krieg in der Ukraine -, als sich die Preisspirale bereits zu drehen begann.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Strom. Hier hatten wir Turbulenzen am Markt, die die Preise an der Börse Mitte 2021 von ca. 4,5 Cent pro Kilowattstunde auf weit über 50 Cent pro Kilowattstunde haben ansteigen lassen. Auch hier liegt der aktuelle Markpreis für das Jahr 2024 bei ca. 15 Cent pro Kilowattstunde, was immer noch mehr als das Dreifache im Vergleich zu Mitte 2021 ist.
Worauf sind die starken Schwankungen am Energiemarkt, bzw. die gesunkenen Energiebeschaffungspreise zurückzuführen?
Grundsätzlich gibt es nicht den einen Aspekt, der dazu führt. Dass sich die Lage etwas beruhigt hat, hat unter anderem etwas mit dem zurückliegenden recht milden Winter zu tun. Darüber hinaus sind die Verbräuche der Kunden durch Einsparmaßnahmen um ca. 10% zurückgegangen. Ebenso wirken die gut gefüllten Erdgasspeicherstände positiv auf die Preisentwicklung.
Warum haben einige wenige Versorger Preissenkungen angekündigt und die SWSZ nicht?
Um hier einen realistischen Vergleich anzustellen, muss man sich das Preisniveau vor und nach der Preissenkung derer ansehen, die ihre Preise reduzieren. Unternehmen, die jetzt ihre Preisen für Strom und Gas senken, kommen oft von einem zum Teil deutlich höheren Preiseniveau als wir das haben. Im Vergleich mit vielen anderen Stadtwerken und regionalen Versorgern sind wir nach wie vor sehr gut aufgestellt und das trotz der Preiserhöhung, die Anfang dieses Jahres unumgänglich war.
Selbst im Vergleich zu Anbietern auf den Vergleichsportalen, die sich oft des kurzfristigen Beschaffungsmarktes (Spotmarkt) bedienen, stehen wir immer noch recht gut da. Für Strom zahlt ein Durchschnittshaushalt in einem Einfamilienhaus mit 2.500 Kilowattstunden aktuell je nach Produkt ca. 1.000 Euro im Jahr und für Gas sind es bei 15.000 Kilowattstunden im Jahr ca. 1.700 Euro. Da liegen viele andere regionale und überregionale Energieanbieter darüber – zum Teil um das Doppelte.
Warum genau kann die SWSZ GmbH ihre Preise nicht absenken?
Wir liegen schon auf einem vergleichsweise niedrigen Preisniveau, deutlich unter den jeweiligen Preisdeckeln für Privatkunden. Darüber hinaus muss man auch die Beschaffungssystematik betrachten. Strom und Gas auf dem Terminmarkt zu ordern, beruht auf einer längerfristigen angelegten Beschaffungsstrategie. Wir haben mit dem Energieeinkauf für das Jahr 2023 frühzeitig begonnen und die nötigen Mengen zu 100% beschafft.
Es kommt darüber hinaus dennoch darauf an, möglichst gute Zeitpunkte für den Einkauf zu erwischen und uns so einzudecken, dass wir die Kunden gut versorgen können. Das gibt uns und unseren Kunden eine größere Stabilität über das ganze Jahr hinweg – auch für die Preise. Ebenso haben wir für die Jahre 2024 und 2025 bereits Ende 2021 begonnen Energiemengen einzukaufen.
Keine Preissenkung – keine erfreuliche Nachricht seitens der SWSZ?
Doch, wir sind entgegen vieler anderer Wettbewerb stabil am Markt, mussten nicht wie knapp 40 Versorger in die Insolvenz gehen und haben uns in der schwersten Energiekrise auf unsere Kunden konzentriert. Und wer genau hinsieht wird feststellen, dass die Krise noch nicht vorbei ist. Allein ein kälterer Winter als vergangenes Jahr, mit abnehmenden Speicherfüllständen, kann die Preissituation wieder auf den Kopf stellen. Wenn man die Preissenkung meint, dann gibt es diese positive Nachricht sicherlich nicht.
Erfreulich aber ist doch darüber hinaus auch, dass wir mit unseren Produkten im Privatkundenbereich unter den Energiepreisdeckel liegen. Bei Gas liegen wir mit 10,06 Cent (Brutto) pro Kilowattstunde ca. zwei Cent unter dem Deckel und bei Strom sind es bei aktuell 32,09 Cent (Comfort-Tarif) ca. acht Cent, die uns vom Deckel trennen. Solche Preise hatten etliche andere Versorger übrigens schon vor der Krise oder Anfang 2021. Das darf man nicht vergessen, wenn diese nun Preissenkungen ankündigen. Unser Ziel ist es, unter den aktuellen Preisdeckel zu bleiben.
Welche Prognose kann man für die Preisentwicklung abgeben?
Für dieses Jahr bleiben die Preise voraussichtlich stabil, was natürlich auch immer von der Entwicklung weiterer Preisbestandteile abhängig ist. Von uns aus sind keine Preisanpassungen für dieses Jahr vorgesehen. Wie es im nächsten Jahr aussehen wird, das hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Davon beispielsweise, wie sich die Netzentgelte und Umlagen – die Gasspeicherumlage beispielsweise hat sich fast unbemerkt beinahe verdoppelt, was wir nicht an die Kunden weitergegeben haben – entwickeln, und ob die Mehrwertsteuer abgesenkt bleibt.
Wenn alle aktuell bestehenden Umlagen allerdings so bleiben, wie sie sind, dann werden wir auch im kommenden Jahr nicht von einer Preissenkung sprechen können. Im Gegenteil. Wir müssen immer auch sehen, dass die Krise noch nicht vorbei ist, auch wenn sich der Markt gerade etwas beruhigt.
Würde das bedeuten, dass ab nächstem Jahr die Preise steigen?
Aufgrund der reinen Beschaffungspreise ja, da auch wir in eine Phase der deutlich höheren Marktpreise Energie für die Folgejahre beschaffen mussten, da keiner ahnen konnte, wo sich die Marktpreise noch hin entwickeln werden. Wir werden hierbei aber das Ziel verfolgen, mit möglichst vielen Produkten unter den aktuellen Preisdeckeln zu bleiben. Ich denke aber, dass wir uns auf Preissteigerungen im nächsten Jahr einstellen müssen.
Was können Kunden tun, um die Belastungen für sich abzumildern?
Unsere Kunden tun schon viel, was lobenswerterweise erwähnt gehört, sie setzen auf eigene Solarenergie, sanieren Häuser und Wohnungen unter dem Aspekt der Energieeffizienz und nutzen Einsparmöglichkeiten, die spürbar sind. Wir registrieren, dass unsere Kunden ihren Energieverbrauch um etwa zehn Prozent reduziert haben.
Da ist vieles im Wandel. Wände werden isoliert, Geräte werden energieeffizienter und viele Menschen schauen jetzt genauer hin, welches Gerät wann laufen muss und ob nicht hier und da der Kippschalter umgelegt werden kann.
Was tun wir als Stadtwerke, um unseren eigenen Verbrauch an Energie zu senken?
Wir planen beispielsweise Dachflächen mit Photovoltaikanlagen zu bestücken, um unseren Energieverbrauch aus dem Netz so auch ein Stück weit zu reduzieren. Das hilft, Kosten zu senken und weniger Energie einkaufen zu müssen.
Spielt in die Faktoren für die Preisgestaltung auch hinein, dass wir als SWSZ eine ganze Reihe von Neukunden aufgenommen haben?
Für dieses und nächstes Jahr ganz klar nein, auch wenn wir über 3.000 Kunden, die im Zuge der Energiekrise zu uns gewechselt sind, hinzubekommen haben. Entweder hatten ihre bisherigen Versorger Insolvenz angemeldet oder die Preise derart angezogen, sodass sie bei uns selbst in der Grund- und Ersatzversorgung finanziell wesentlich besser aufgehoben waren. Die so benötigten zusätzlichen Mengen an Strom und Gas hatten wir im Einkauf nicht kalkulieren können, unsere Bezugsverträgen haben diesen Zuwachs allerdings in Verbindung mit einem sehr guten Vertriebscontrolling zugelassen.
Darüber hinaus war die Entscheidung, keine Kunden außerhalb unseres Grundversorgungsgebietes aufzunehmen, richtig. Neukunden innerhalb unseres Grundversorgungsgebietes kamen in die Grund- und Ersatzversorgung, in der die Tarife etwas höher liegen als für angestammte Kunden. Insofern hat der Neukunden-Zustrom keine Auswirkungen auf die Preisgestaltung.
Haben unsere Neukunden die Möglichkeit, auch von den günstigeren Tarifen wie sie für angestammte Kunden gelten, zu profitieren?
Das entscheiden wir je nach Lage und auch nach dem Verbrauch der Neukunden. Nach und nach schreiben wir sie an und bieten ihnen Sonderprodukte an. Diese Entscheidungen werden genau abgewogen, denn wir müssen immer das Große und Ganze im Blick haben.
Wir stellen über die vorab beschriebenen Punkte fest, dass unsere Fernwärme zunehmend attraktiver wird. Wie kann sich das weiter entwickeln?
Es gibt eine ganze Reihe Anfragen von Kunden, die gerne einen Anschluss an die Fernwärmeversorgung haben möchten. Bei der Bearbeitung der Anfragen bitten wir allerdings um Verständnis, dass es aufgrund der Vielzahl zu langen Bearbeitungszeiten kommt. Ein solcher Ausbau ist aber auch im Zuge der kommunalen Wärmeplanung durchaus sinnvoll. Allerdings müssen wir dazu genau die Gegebenheiten im Netz selbst untersuchen, um mögliche Anschlusspotentiale auch leistungstechnisch umsetzen zu können.
Darüber hinaus untersuchen wir aktuell auch die Einbindung von Speichertechnologien in unserem Wärmenetz und prüfen parallel, wo entsprechende Wärmeverluste reduziert werden können. Das sind alles sehr sinnvolle Maßnahmen, um die vorhandene Energie effizient zu nutzen, da die Restabfallbehandlungsanlage beispielsweise aufgrund von Revisionszeiten nicht durchgängig Energie liefern kann.
Bild: Geschäftsführer der SWSZ GmbH Tino Schäfer